Wie man im Wasser kein Arschloch ist – Verhaltensregeln beim Surfen


Wenn du Surfanfänger bist oder manchmal böse Blicke im Wasser abbekommst, dann ist dieser Guide wie für dich gemacht. Denn es geht um: Surfetikette. Die Verhaltensregeln im Wasser oder auch das ungeschriebene Gesetz (das es jedoch durchaus geschrieben gibt). Oder, wie wir es lieber betiteln: wie man im Wasser kein Arschloch ist.

Im Prinzip sind diese Regeln dafür gemacht worden, dass man keine Kollisionen hat, dass man selbst und andere beim Surfen sicher sind und dass man sich nicht mit den Locals anlegt. Also, los geht’s.

Wie man kein Arschloch ist im Wasser

Nehm’ Unterricht

Das Wichtigste zuerst. Wenn du noch nie gesurft bist, buche dir einen Kurs! Suche dir eine Surfschule mit lizensierten Surflehrern und du wirst sicherer sein, mehr Spaß und Erfolg haben und wissen, wie rum du den Wetsuit anziehen musst (Reisverschluss nach hinten, du kannst uns später danken). Glaub uns, auch wenn du denkst du siehst in deinem farbintensiven Lyrca der Surfschule uncool aus, du wirst noch bescheuerter aussehen, wenn du nicht weißt, welches Ende deines Surfbretts vorne ist. Ja wirklich, wir haben schon Leute gesehen die versucht haben mit Finnen vorne zu surfen, allerdings nicht in der coolen Art in der Longboarder das manchmal machen.

Wenn du dann deine Surfstunden hast, mache das meiste daraus! Klar, du hast schon Bethany Hamilton in Soul Surfer ihren Arm verlieren sehen und alle Surffilme die Netflix zu bieten hat geschaut, aber das macht leider noch keinen Pro aus dir. Höre also auf deine Surflehrer, die wissen wovon sie reden. Wenn du im Wasser immer ewig weit von deinen Lehrern nach hinten paddelst, werden sie dir wohl kaum noch Ratschläge geben können (außer ausschweifende Handzeichen du sollst wieder weiter nach vorne kommen).

Hast du in deinem Surfunterricht Feuer gefangen und willst bald alleine losziehen, höre auf erfahrene Surfer. Wenn dir dein Surflehrer noch am Vortag erzählt hat, dass es morgen zu groß wird oder nur zwei Pros im Wasser sind, dann hat das meist einen guten Grund. Die Wahrscheinlichkeit, dass du mit deinem Softtop in einer drei Meter Welle durch die Barrels saust ist gelinde gesagt eher gering. Für erfahrenere Surfer ist es oft etwas nervig, sich das Wasser mit Surfschulen zu teilen, aber was wirklich nervt, sind Anfänger ohne Surfkurs, die ohne es zu merken alle gefährden und keine Verhaltensregeln kennen.

Also, sei kein Arschloch und nehm’ ein paar Surfstunden!

Surfunterricht nehmen!

Vorfahrt

Jetzt geht’s los mit dem wichtigen Zeug. Vorfahrt beim Surfen. Hast du sie, kannst du die Welle surfen, hast du sie nicht, lass es. Einfach, oder?

Die Vorfahrt funktioniert so, der Surfer, der am nächsten zum Peak der Welle ist (das ist dort, wo die Welle sich zuerst bricht), hat Vorfahrt. Jeder kann die gleiche Welle anpaddeln, aber vor dem Take-Off musst du zum Peak schauen und checken, ob der Surfer mit der Vorfahrt die Welle surfen wird. Wenn du also eine linke Welle surfen willst, blicke nach rechts und schau, ob schon jemand in der Welle ist. Wenn ja, paddle nicht weiter, wenn nein, surfe sie.

Abgesehen davon, sei keine Schlange! Eine Schlange ist jemand, der um andere Surfer herumpaddelt, die als nächstes Vorfahrt hätten und so selbst die Vorfahrt erlangt. Das ist eine wirkliche Arschloch-Aktion. In einer idealen Welt sollte es eine Art Reihe zum Anstehen im Wasser geben, sodass die Person, die am längsten gewartet hat, am nächsten zum Peak sitzt und die nächste Welle nimmt.

Also, sei kein Arschlosch und respektiere die Verhaltensregeln!

Priority

Dropping In

Jemandem reinzudroppen ist wahrscheinlich die Definition von ein Arschloch sein und der Verstoß gegen diese Verhaltensregeln bringt dir mit großer Wahrscheinlichkeit böse Blicke ein. Das ist wie einem Kind ein Eis zu geben, zu warten bis sein Gesicht strahlt und der Zuckerrausch einsetzt und dann das Eis wegzunehmen und es selbst zu essen. Ob du das Eis über dem hysterischen Geschrei des Kindes dann noch genießen kannst, ist fragwürdig.

Aber jetzt nochmal von vorne. Also, das Eis ist die Welle. Das Eis zu essen, ist die Welle zu surfen. Das Kind hat Vorfahrt und du stiehlst diese. Du bist also in das Eis des Kindes reingedroppt! Ok stopp, das Wort Eis hast du jetzt genug gehört, oder nicht? Eis. Eis. Eis.

In weniger bildlicher Sprache bedeutet reindroppen, dass du in eine Welle reinpaddelst, die schon jemand mit Vorfahrt surft! Das kann zu gefährlichen Kollisionen führen und ruiniert die Welle für den anderen Surfer. Es ist also nicht nur eine wichtige Verhaltensregel sondern auch unabdingbar für die Sicherheit! 

Sei kein Arschloch, droppe niemandem in die Welle!

Regeln beim Surfen

Eine Welle, ein Surfer

Eigentlich ganz einfach, eine Welle sollte nur von einem Surfer gesurft werden. Nicht nur weil man so mehr Spaß hat, sondern auch weil es sicherer ist. Es gibt zwei Ausnahmen zu dieser Regel. Die erste ist, wenn die Welle in einem sogenannten A-Frame bricht. Das heißt, die Welle bricht vom Peak aus nach links und nach rechts. Ein Surfer kann die Welle also nach links surfen und ein zweiter nach rechts.

Die zweite Ausnahme ist, wenn du mit guten Freunden surfen bist und „PARTY WAVE“ schreist und ihr alle die gleiche Welle nehmt, was garantiert im Chaos endet.

Also, sei kein Arschloch und denk’ dran: eine Welle, ein Surfer.

Eine Welle, ein Surfer

Checke die Menschenmasse

Wenn du einen Surfspot checkst, beachte auch wie voll der Spot schon ist und wie die Konditionen dazu passen. Versuche realistisch einzuschätzen, wie hoch die Chancen stehen Wellen zu bekommen ohne jemandem die Vorfahrt zu stehlen. Kommen viele Wellen rein oder sitzen die Leute schon gelangweilt und wartend im Wasser und nur die besten Shortboard Surfer bekommen Wellen? Natürlich kannst du dich in die Crowd dazu setzen, ab und zu jemandem im Weg sein und hoffen, dass ein Wunder geschieht und gleich alle aus dem Wasser gehen, aber vielleicht ist es besser, wenn du einfach zu einem anderen Surfspot gehst.

Also, sei kein Arschloch und check’ die Masse!

Crowd checken

Verhaltensregeln beim Paddeln

Wenn du rauspaddelst, wähle nicht den direkten Weg gerade durch das Line-Up. Stattdessen, paddle am Rand und benutze den Channel. Das ist nicht nur für dich entspannter zum rauspaddeln, sondern verhindert auch, dass du jemanden beim Surfen in die Quere kommst. Wenn du gerade rauspaddelst und dir ein Surfer auf einer Welle entgegenkommt, mache klar in welche Richtung du weiterpaddelst, damit der Surfer dir auch ausweichen kann. Generell ist es hier gut, wenn du Richtung Weißwasser paddelst, nicht zum Face der Welle, da dort der Surfer sein möchte.

Ansonsten setze dich nachdem du rausgepaddelt bist in Lücken und nicht einfach ein paar Meter vor andere Surfer. Halte auch Abstand zu den Seiten, damit du beim Warten nicht in andere Boards treibst. Das ist nicht gerade der eleganteste Weg wie man seine große Liebe im Wasser findet.

Also, sei kein Arschloch und paddel um das Line-Up in eine Lücke.

Um das Line-up herum paddeln

Das Brett loslassen

Wenn die Welle gleich über dir brechen wird oder eine gefühlt riesige Weißwasserfront auf dich zurollt, schmeiß nicht einfach dein Brett weg. Je nach Situation gibt es hier mehrere bessere Wege damit umzugehen. Das einfachste ist natürlich schnell weiter raus oder zur Seite zu paddeln, wo die Welle noch nicht gebrochen ist. Alternativ kannst du dich auch schnell umdrehen und die Weißwasserwelle zum Strand surfen. Wenn du aber wirklich nicht zurück zum Strand willst, kannst du auch die Turtle-Roll oder einen Duck-Dive machen. Wobei du als Anfänger mit einem großen Brett wohl eher die Turtle-Roll nutzen wirst. Wenn das kommende Weißwasser nicht zu massiv ist, kannst du auch einfach weiter darauf zu paddeln und im letzten Moment deinen Körper auf dem Brett nach oben drücken, sodass das Wasser zwischen deinem Körper und dem Brett hindurch rauschen kann.

Die letzte und nicht zu empfehlende Option ist, nicht zu tun, panisch auf die kommende Welle zu starren und zu warten, überrollt zu werden. Die Gefahr, wenn du bei sowas dein Surfbrett loslässt, ist immer, dass du jemanden in deinem Umkreis mit deinem herumfliegenden Brett erwischt und verletzt, also sind auch diese Verhaltensregeln natürlich zum Schutz da. 

Also, sei kein Arschloch und lass dein Brett nicht los.

Brett nicht loslassen!

Respekt

Wie schon Aretha Franklin sang, have a little respect (Naja eigentlich ist es besser, wenn du viel Respekt hast, aber das ist eben nicht was sie gesungen hat). Respektiere die anderen Surfer und die Locals. Respektiere, dass jeder im Wasser ist, weil er oder sie eine gute Zeit bei Surfen haben möchte. Nur weil du jede Welle bekommen kannst, solltest du es noch lange nicht tun. Sei nicht so gierig und teile die Wellen. Respektiere das Meer, denn das Meer hat immer mehr Kraft als du. Überschätze dich also nicht und spare dir immer etwas Energie auf, um am Ende sicher zurück zum Strand paddeln zu können.

Surfe keinen Spot den du nicht kennst und der über deinem derzeitigen Surflevel ist.

Es gibt einen feinen Unterschied zwischen Herausforderung und sich selbst in Gefahr bringen.

Respektiere den Strand. Du hast im Instagram Account deines „wanderlust“ Freundes bestimmt schon den Spruch „Take only memories, leave only footprints“ gesehen. Wie kitschig das auch sein mag, es hat einen wahren Kern. Ja, Bananen sind Biomüll, aber nein, sie lösen sich nicht gerade zügig im Wasser auf und mit Zigaretten und Plastik brauchen wir ja gar nicht erst anfangen. Am besten natürlich, du nimmst mehr Müll vom Strand mit als du hingebracht hast.

Also, sei kein Arschloch und hab’ Respekt!

Respekt

Jeder macht Fehler

Niemand ist perfekt. Jeder macht mal Fehler im Wasser und gerade Anfängern fällt es nicht immer leicht alle Verhaltensregeln zu beachten. Wenn du ausversehen jemandem reingedroppt oder im Weg rumgepaddelt bist oder eine seltene Meereskreatur überfahren hast, entschuldige dich! Wenn du mit jemanden zusammenstößt und eure Leinen sich verheddern, entschuldige dich! Auch, wenn das eine gute Grundlage für einen Anmachspruch ist, kann es durchaus gefährlich werden. Könnte dann nämlich auch sein, dass euer erstes Date im Krankenhaus stattfindet, weil ihr beide euch so verheddert habt, dass ihr beinahe ertrunken seid. Des Weiteren gilt natürlich auch, wenn jemand anderes euch die Vorfahrt nimmt oder in euch reinfährt, sich dann aber entschuldigt, belasst es dabei.

Sei kein Arschloch, jeder macht mal Fehler.

Jeder macht mal Fehler

Aber mach dir keinen Stress, die meisten dieser Verhaltensregeln sind eng verknüpft mit gesundem Menschenverstand.

Also, fröhliches Kein-Arschloch-Sein!

P.S. Wenn du diesen Guide mit Verhaltensregeln gelesen hast, weil du sichergehen wolltest, dass der Typ der dir immer reindroppt wirklich im Unrecht liegt, kannst du diesen Text gerne ausdrucken, laminieren und ihn im Line-Up überreichen. Da der Guide ja ein bisschen langwierig ist, kannst du in der Zeit während der Übeltäter ihn liest, bestimmt ein paar gute Wellen surfen.